Freitagsansprache vom 08.06.12 Die Nachtreise (al-´Isrâ´)

Die Nachtreise (al-´Isrâ´)

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, der Einzige, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Derjenige, Der keine Gestalt, keine Form und keine Glieder hat. Derjenige, Der kein Körper ist und keine Maße hat. Derjenige, Der ohne Ort existiert. Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad, Diener und Gesandter Gottes ist. AsSalâtu und As-Salâmu für dich, o Gesandter von Allâh, und alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit. Seid rechtschaffen, denn gewiss, Allâh hilft den Rechtschaffenen.

Brüder im Islam, wir erwarten einen großartigen Anlass, welcher das Gedenken an die Nachtreise und Himmelfahrt ist. Heute – so Gott will – handelt die Ansprache über die Nachtreise. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-´Isrâ´, Âyah 1:

 

﴿ سُبْحَانَ الَّذِي أَسْرَى بِعَبْدِه لَيْلاً مِنَ الْمَسْجِدِ الحَرَامِ إلَى الْمَسْجِدِ الأَقْصَا الَّذِي بَارَكْنَا حَوْلَهُ لِنُرِيَهُ مِنْ ءَاياتِنا إِنَّهُ هُوَ السَّمِيعُ البَصِيرُ ﴾

 

Die Bedeutung lautet: Erhaben ist Allâh, Der Seinen Diener (Muhammad) von der al-Harâm-Moschee zur al-Aqsâ-Moschee, deren Gebiet Allâh gesegnet sein ließ, in einem Nachtabschnitt reisen ließ, damit er (Muhammad) von den Zeichen, die auf die Allmacht Gottes deuten, sieht; wahrlich, Allâh ist der Allhörende und der Allsehende.

Brüder im Islam, die Nachtreise wurde durch den Qur´ân, den Hadîth und die Übereinstimmung der Muslime bestätigt, sodass es Pflicht ist, daran zu glauben. Die Nachtreise des Propheten Muhammad fand im wachen Zustand sowie mit Körper und Seele statt; und das ist für Allâh nicht schwierig, denn gewiss, Er ist allmächtig. Die islamischen Gelehrten sagten, dass die Person, die die Nachtreise verleugnet, den Qur´ân verleugnet und wer den Qur´ân verleugnet gehört nicht zu den Muslimen.

Der Anfang dieses Wunders geschah im Hause von Ummu Hâni´, der Tochter von Abû Tâlib, wie der Imâm Muslim über Anas Ibn Mâlik überlieferte, dass dieser sagte, dass Abû Dharr den Menschen berichtete, dass der Gesandte Gottes sagte:

 

فُرِجَ سَقْفُ بَيْتِي وَأَنَا بِمَكَّةَ فَنَزَلَ جِبْرِيلُ فَفَرَجَ صدرِي ثُمَّ غسَلَهُ مِنْ ماءِ زَمْزَمَ ثُمَّ جاءَ بِطَسْتٍ مِنْ ذَهَبٍ مُمْتَلِئٍ حِكْمَةً وَإِيمانًا فَأَفْرَغَها فِي صَدْرِي ثُمَّ أَطْبَقَه اﻫ

 

Die Bedeutung lautet: Das Dach des Hauses wurde geöffnet, als ich in Makkah war, dann kam Djibrîl herunter, öffnete meine Brust, wusch sie mit Zamzam-Wasser, brachte dann eine Schüssel aus Gold, die mit Weisheit und Glauben gefüllt war, entleerte sie in meine Brust und verschloss diese wieder.

Die Nachtreise begann, als der Engel Djibrîl zum Propheten Muhammad mit einem Reittier kam – damit der Prophet darauf steigt -, welches „al-Burâq“ genannt wird und so voranschreitet, indem es seine Hufe dort hinsetzt, wohin seine Blicke reichen. Anfangs konnte der Prophet nicht aufsitzen, bis der Engel Djibrîl zum Burâq sagte: „Mit Muhammad tust du das? Auf dir ist kein Geschöpf geritten, das besser bei Allâh ist als Muhammad.“ Der Imâm al-Bayhaqiyy überlieferte über Schaddâd Ibn Aws, dass dieser sagte: „Wir fragten: O Gesandter Gottes, wie bist du in der Nacht gereist?“ Der Gesandte Gottes sagte:

 

صلَّيْتُ لأَصْحَابِي صَلاةَ العَتَمَةِ بِمَكَّةَ مُعْتِمًا وأتانِي جبريلُ عليهِ السلامُ بِدَابَّةٍ بَيْضَاءَ فَوْقَ الحِمَارِ وَدُونَ البَغْلِ فقالَ ارْكَبْ فَاسْتَصْعَبَتْ عَليَّ، فَدَارَها بِأُذُنِها ثُمَّ حَمَلَنِي عليهَا فَانْطَلَقَتْ تَهْوِي بِنا يَقَعُ حافِرُها حيثُ أَدْرَكَ طَرْفُهَا حتَّى بَلَغْنَا أَرْضًا ذَاتَ نَخْلٍ فَأَنْزَلَنِي فقالَ صَلِّ فَصَلَّيْتُ ثُمَّ رَكِبْنَا فقالَ أَتَدْرِي أَيْنَ صَلَّيْتَ؟ قلتُ اللهُ أعلَمُ قالَ صَلَّيْتَ بِيَثْرِبَ صَلَّيْتَ بِطَيْبَة

 

Die Bedeutung lautet: Ich verrichtete nachts das Gebet mit meinen Gefährten und dann brachte mir der Engel Djibrîl ein weißes Reittier, das größer als ein Esel und kleiner als ein Maultier ist. Er sagte zu mir: ‚Steig auf.‘ Ich konnte nicht aufsitzen, bis er es am Ohr festhielt und mir beim Aufsteigen half. Dann begann die Nachtreise und das Reittier setzte seine Hufe dort auf, wo seine Blicke hinreichten, bis wir ein Gebiet erreichten, das reich an Dattelpalmen war. Djibrîl ließ mich absteigen und sagte zu mir: ‚Bete.‘ Ich betete und wir stiegen wieder auf. Dann fragte er mich: ‚Weißt du, wo du betetest?‘ Ich sagte: ‚Allâh ist wissender.‘ Er sagte: ‚Du betetest in Yathrib, du betetest in Taybah.‘

So reisten sie weiter auf dem Burâq von Gebiet zu Gebiet. So betete der Prophet Muhammad in Tûr Saynâ´, der Ort, an dem der Prophet Mûsâ, ^Alayhi s-Salâm, (zu dt. Moses) das Sprechen Gottes hörte, in Baytu Lahm (zu dt. Bethlehem), dem Geburtsort des Propheten ^Îsâ, ^Alayhi s-Salâm, (zu dt. Jesus).

Der Gesandte Gottes sagte weiter:

 

ثُمَّ انْطَلقَ بِي (أي جبريلُ) حتَّى دخَلْنَا المدينَةَ (أي بيتَ المقدِسِ) مِنْ بَابِها اليَمانِيِّ فأتَى قِبْلَةَ المسجِدِ فَرَبَطَ بهِ دَابَّتَهُ وَدَخَلْنَا المسجِدَ مِنْ بَابٍ فيهِ تَمِيلُ الشَّمْسُ والقَمَرُ فصلَّيْتُ مِنَ المسجِدِ حيثُ شاءَ اللهُ

 

Die Bedeutung lautet: Wir reisten weiter, bis wir al-Quds (zu dt. Jerusalem) erreichten. Der Engel Djibrîl band das Reittier fest, wir betraten anschließend die Moschee und ich betete da, wo Allâh es für mich bestimmte.

Brüder im Islam, es ist ein großartiges Ereignis, bei dem man sich an die Biographie des besten Geschöpfes erinnert, der den Menschen das Richtige lehrte und die großartigsten Wunder vollbrachte, unseren Propheten Muhammad .

In jener besonderen Nacht wurde die Besonderheit und Vorzüglichkeit unseres Propheten Muhammad gegenüber allen anderen Propheten verdeutlicht, indem Allâh alle Propheten – von Âdam bis ^Îsâ – versammelt sein ließ und der Prophet Muhammad als Vorbeter mit ihnen allen betete.

Der Imâm an-Nasâ´iyy überlieferte, dass der Gesandte Gottes sagte:

 

دَخَلْتُ بَـيْتَ الْمَقْدِسِ فَجُمِعَ لِيَ الأَنْبِـيَاءُ عَلَيْهِمُ السّلامُ فَقَدّمَنِي جِبْرِيلُ حَتّى أَمَمْتُهُمْ ثُمَّ صُعِدَ بِي إلى السَّماءِ

 

Die Bedeutung lautet: Ich betrat die al-Aqsâ-Moschee, in der alle Propheten für mich versammelt wurden und der Engel Djibrîl mich vor sie stellte, sodass ich als Vorbeter mit ihnen gemeinsam betete. Danach wurde ich zum ersten Himmel hinaufgeführt.

Mein geehrter Prophet, möge Allâh dir einen höheren Rang geben.

Der Gesandte Gottes Muhammad sah während seiner Nachtreise viele erstaunliche Dinge, die Ermahnungen und Lehren beinhalten.

Als der Prophet am Grab der Frau, die der Tochter eines Pharaos die Haare kämmte, vorbeiging, roch er einen schönen Duft, der aus dem Grab dieser rechtschaffenen Muslimin strömte. Es wird überliefert, dass sie die Haare der Tochter dieses Pharaos kämmte. Einmal fiel ihr der Kamm aus der Hand. Daraufhin sagte sie beim Aufheben: Bismi l-Lâh. Die Tochter dieses Pharaos fragte sie sodann, ob sie einen anderen Gott als ihren Vater habe. Die Frau sagte: „Mein Gott und der Gott deines Vaters ist Allâh.“ Die Tochter dieses Pharaos teilte dies ihrem Vater mit, der sie daraufhin aufforderte, den Islam zu verlassen. Sie weigerte sich jedoch. Er befahl, Wasser mit Öl zum Kochen zu bringen und ließ anschließend ihre Kinder nacheinander dort hineinwerfen. Das Fleisch löste sich von ihren Knochen, doch sie blieb standhaft auf dem Islam. Als ihr Säugling an der Reihe war, sprach er zu seiner Mutter, bevor er ins heiße Wasser geworfen wurde: „O Mutter, habe Geduld. Die Strafe im Jenseits ist größer als die Qual auf dieser Welt. Bleibe standhaft, denn wahrlich, du bist im Recht!“

Allâh, Allâh! Brüder im Islam, wie fern sind doch viele Menschen heute von solch einer Standhaftigkeit! Wie fern sind doch viele Menschen heute von solch einem festen Glauben! Wie fern sind doch viele Menschen heute vom vollkommenen Befolgen der Lehren unseres Propheten Muhammad ! Wie fern sind doch die Zustände vieler Menschen heute vom Zustand solcher Menschen! Viele Menschen vergessen Tag für Tag immer mehr diese Lehren und ihnen entgeht Tag für Tag mehr die Notwendigkeit des Festhaltens am Glauben des Propheten . Wie fern sind heute doch viele Menschen von der Standhaftigkeit im Verrichten aller Pflichten und Unterlassen aller Sünden! Frage dich doch selbst, ob du alles verrichtet hast, was Allâh dir auferlegt hat, und ob du alles unterlassen hast, was Allâh dir verbot. Hast du die Gebete in ihren Zeiten verrichtet? Hast du die Pflichtabgabe so entrichtet, wie du dazu verpflichtet bist? Der Gesandte Gottes sah während seiner Nachtreise Menschen, die wie Vieh weideten und deren Blöße wenig bedeckt waren. Der Engel Djibrîl sagte dann: „Das sind diejenigen, die die Pflichtabgabe nicht entrichten.“ Er sah auch Menschen, deren Köpfe zerschmettert wurden und anschließend wieder ihre ursprüngliche Form annahmen. Der Engel Djibrîl sagte dann: „Es sind diejenigen, die das Gebet aus Faulheit unterlassen.“ Er sah Menschen, die um verdorbenes Fleisch wetteiferten und dem guten Fleisch keine Beachtung schenkten. Der Engel Djibrîl sagte zum Propheten : „Das sind Menschen aus deiner Gemeinschaft, die das Erlaubte sein lassen und das Verbotene, Bösartige begehen, d. h. es sind diejenigen, die den verbotenen Geschlechtsverkehr (azZinâ) begehen.“ Er sah Menschen, die Eiter tranken, der aus Menschen heraustrat, die den verbotenen Geschlechtsverkehr (azZinâ) begingen. Darauf sagte der Engel Djibrîl: „Es sind diejenigen, die den Alkohol trinken.“

Das ist einiges dessen, was der Gesandte Gottes während seiner Nachtreise sah und darin gibt es viele Lehren und Ermahnungen für uns.

O Allâh, wir bitten dich darum, uns von denjenigen sein zu lassen, die Lehren aus den Âyât des edlen Qur´ân und aus der Sunnah ziehen und lasse uns bitte erfolgreich dabei sein, standhaft im Verrichten der Pflichten und im Unterlassen der Sünden zu sein. Denn niemand ist vor der Sünde geschützt, wenn nicht Du ihn davor schützt; und niemand hat die Kraft Gutes zu verrichten, wenn nicht Du ihm die Kraft dafür gibst.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

 

Die zweite Ansprache:

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. AsSalâtu was-Salâmu für den Propheten Muhammad und für alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Und wisset, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, AsSalâtu und As-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

 

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ * يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ﴾

 

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi sSalâh! (Sag die Iqâmah auf)

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