Freitagsansprache vom 22.06.2012 Jemanden, außer Allâh, zu Hilfe zu nehmen, ist kein Unglaube (Schirk)

 

Jemanden, außer Allâh,  zu Hilfe zu nehmen, ist kein Unglaube (Schirk)

 

 

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, der Einzige, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Derjenige, Der keine Gestalt, keine Form und keine Glieder hat. Derjenige, Der kein Körper ist und keine Maße hat. Derjenige, Der ohne Ort existiert. Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad, Diener und Gesandter Gottes ist. AsSalâtu und as-Salâmu für dich, o Gesandter von Allâh, und alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.

Diener Gottes, seid rechtschaffen, indem ihr die Gesetzesregelung befolgt, die der Gesandte Gottes verkündete. Verrichtet die Pflichten, bevor der Zeitpunkt des Todes kommt, damit ihr die Belohnung erhaltet, die am Tag des Jüngsten Gerichts gewichtig ist. Allâhu Ta^âlâ sagt in den Âyât 6-9 der Sûrah al-Qâri^ah:

﴿فَأَمَّا مَنْ ثَقُلَتْ مَوَازِينُهُ (6) فَهُوَ فِي عِيشَةٍ رَاضِيَةٍ (7) وَأَمَّا مَنْ خَفَّتْ مَوَازِينُهُ (8) فَأُمُّهُ هَاوِيَةٌ (9)﴾

 

Die Bedeutung lautet: Derjenige, dessen gute Taten überwiegen, wird ein glückliches Leben (im Paradies) haben und derjenige, dessen schlechte Taten überwiegen, wird in die Hölle herabstürzen.

Der Imâm at-Tirmidhiyy überlieferte in seinem Werk „as-Sunan über Abû Hurayrah, dass der Gesandte Gottes sagte:

إِذَا ماتَ ابْنُ ءادَمَ انْقَطَعَ عَمَلُهُ إِلا مِنْ ثَلاثٍ صَدَقَةٍ جَارِيَةٍ وعِلْمٍ يُنْتَفَعُ بهِ وَوَلَدٍ صَالِحٍ يَدْعُو لَهُ اﻫ

 

Die Bedeutung lautet: Wenn der Mensch stirbt, dann ist das, wofür er sonst Belohnung erhalten würde, unterbrochen außer für Dreierlei: eine fortbestehende Spende (Sadaqah Djâriyah), nützliches Wissen und ein gutes Kind, das für ihn Bittgebete aufsagt.

Wenn dieser Mensch nützliches Wissen zurücklässt, dann erhält er jedes Mal neue Belohnung, wenn Nutzen von dem Wissen getragen wird, das dieser Verstorbene zurücklässt, weil er der Grund für diesen Nutzen war. Und wenn er eine fortbestehende Spende zurücklässt, wie wenn er z. B. eine Moschee errichtete, eine Schule erbaute, damit darin nützliches Wissen unterrichtet wird, dann erhält dieser Verstorbene jedes Mal neue Belohnung, wenn durch das, was er getan hatte, Nutzen getragen wird, weil er der Grund dafür war. Und wenn sein rechtschaffenes Kind ein Bittgebet für ihn aufsagt oder ihm die Belohnung für die Qur´ân-Rezitation oder ähnliches schenkt, dann erhält dieser Verstorbene Belohnung, weil die Rechtschaffenheit des Kindes durch seine Erziehung und sein Lehren zustande kam.

Was aber von vielen beobachtet wurde, dass einige der rechtschaffenen Muslime in ihren eigenen Gräbern beteten oder den Qur´ân lasen, dies bedeutet nicht, dass sie dafür weitere Belohnung (Thawâb) erhalten, da sie nicht mehr verantwortlich sind.

Der Gesandte Gottes machte seine Gemeinschaft darauf aufmerksam, dass die Taten, für deren Verrichtung sie sonst Belohnung erhalten, mit dem Tod unterbrochen werden, damit sie zur Verrichtung der guten Taten eilen, bevor sie sterben.

Der erwähnte Hadîth beinhaltet nicht die von einigen Menschen aufgestellte Behauptung, dass wenn der Prophet stirbt, er nichts mehr tun und anderen nicht nutzen könnte und dass es verboten wäre, nach dem Tod des Propheten „o Muhammad“ oder „O Gesandter Gottes“ zu rufen. Diese Menschen behaupten sogar, dass dieses Unglaube (Schirk) wäre und aus dem Islam herausführen würde und behaupten fälschlicherweise, dass der zuvor erwähnte Hadîth ein Beweis dafür wäre. Der erwähnte Hadîth ist aber kein Beweis für ihre falsche Behauptung, sondern bedeutet das, was wir bereits aufzeigten, dass die Taten, für deren Verrichtung der Mensch belohnt wird, unterbrochen werden und bedeutet nicht, dass der Tote, wenn er beerdigt wird, wie ein Stück Holz wäre, sodass er nichts fühlen, hören und sagen könnte.

Der Hadîth-Gelehrte Ibn Mâdjah bestätigte doch, dass der Prophet lebendig in seinem Grab ist und dass ihm die Taten seiner Gemeinschaft vorgeführt werden; wenn er Gutes sieht, dann dankt er Allâh dafür und wenn er Anderes sieht, dann bittet er Allâh um Vergebung für sie.

Des Weiteren wurde bestätigt, dass der Gesandte Gottes den Gruß desjenigen erwidert, der ihn an seinem Grab begrüßt und dass ihm der Gruß desjenigen übermittelt wird, der ihn von weitem begrüßt.

In der letzten Freitagsansprache haben wir auch aufgezeigt, wie der Prophet Mûsâ (zu dt. Moses), ^alayhi s-Salâm, der Gemeinschaft des Propheten Muhammad genutzt hat, indem er den Propheten Muhammad dazu bewegte, Allâh hinsichtlich der Anzahl der Gebete um Erleichterung für die Gemeinschaft zu bitten, sodass die Anzahl der Pflichtgebete von täglich fünfzig auf täglich fünf Gebete herabgesenkt wurde.

Dies ist ein deutlicher Beweis dafür, dass der Tote nach seinem Tod nutzt – so Gott will.

Die soeben angesprochenen Menschen verurteilen die Muslime als Ungläubige, weil sie die Gesandten in Zeiten der Not zu Hilfe nehmen und dies ohne jeglichen Beweis. Der Lebendige, der dem Hilferufer – mit dem Willen Gottes – nutzt, nutzt ihm als Ursache, in Wahrheit aber ist Allâh der Schöpfer des Nutzens und Schadens, da es keinen anderen Schöpfer der Geschöpfe außer Allâh gibt. So ist die Angelegenheit auch hinsichtlich des Toten; wenn dieser dem Hilferufer – mit dem Willen Gottes – nutzt, dann nutzt er ihm als Ursache mittels seines Bittgebetes an Allâh, dass die Angelegenheiten des Hilferufers in Erfüllung gehen. Somit haben sowohl der Lebendige als auch der Tote keine Auswirkung auf das Erschaffen des Nutzens und des Schadens, sondern jeder von ihnen ist eine Ursache, während der Schöpfer des Nutzens und des Schadens Allâh ist.

An diejenigen, die die Gemeinschaft des Propheten voreilig für ungläubig erklären! Wenn ihr erkrankt und die Medizin nehmt und gesund werdet, ist eure Genesung dann nicht etwa von Allâh erschaffen?! Nehmt ihr die Medizin nicht etwa als Ursache für die Heilung?! Sagt ihr über euch etwa, dass ihr dadurch ungläubig geworden wäret, weil ihr die Medizin als Ursache für die Heilung nehmt?

Ich denke nicht, dass ihr so über euch urteilt.

Wenn doch derjenige keinen Unglauben damit begeht, dass er eine Medizin einnimmt, die von einem Menschen zusammengesetzt wurde mit dem Glauben daran, dass sie eine Ursache für die Heilung ist und dass der Schöpfer des Nutzens und des Schadens sowie der Krankheit und der Heilung Allâh ist, wie könnte man dann die Person für ungläubig erklären, die den Gesandten Gottes als Ursache für die Erfüllung seiner Anliegen nimmt.?

Brüder im Islam, die Gefährten des Propheten Muhammad verstanden von ihm die Erlaubnis, ihn nach seinem Tod zu Hilfe zu nehmen. Sogar führten dies der Gefährte ^Abdu l-Lâh Ibn ^Umar und andere Gefährten aus. Der Imâm al-Bukhâriyy überlieferte in seinem Werk „al-´Adab al-Mufrad“ im Kapitel „Was sagt man, wenn das Bein gelähmt ist“, als das Bein von ^Abdu l-Lâh Ibn ^Umar von einer Lähmung befallen wurde und dass darauf ein Mann zu ihm sagte: „Erwähne deinen dir liebsten Menschen.“ Dann sagte ^Abdu l-Lâh Ibn ^Umar: „O Muhammad.“

Ibn as-Sunniyy überlieferte diesbezüglich, dass ^Abdu l-Lâh Ibn ^Umar ‚O Muhammadâh‘ sagte und anschließend wieder aufstand und gehen konnte. In einer anderen Überlieferung von ihm sagte er: „Er sagte ‚o Muhammad‘ und die Lähmung wich von ihm.“ Was ^Abdu l-Lâh Ibn ^Umar machte, ist die Zuhilfenahme (al-Istighâthah) des Gesandten Gottes mit dem Wortlaut „O Muhammad“, jedoch sagen diese Menschen, die diesen Nutzen verleugnen, dass es Unglaube (Schirk) wäre, den Gesandten Gottes zu Hilfe zu nehmen. Was tun diese Menschen nun? Nehmen sie davon Abstand, denjenigen für ungläubig zu erklären, der „o Muhammad“ ruft oder wollen sie etwa behaupten, dass ^Abdu l-Lâh Ibn ^Umar ungläubig wäre, obwohl der Gesandte Gottes über ihn sinngemäß sagte: „Er ist ein rechtschaffener Mann.“

Brüder im Islam, dass die Muslime „o Muhammad“ sagen, wenn sie in Not sind, ist kein Unglaube (Schirk), weil es die Bedeutung hat: O Muhammad, hilf uns mit deinem Bittgebet an Allâh, damit Er unseren Kummer löst.

Von einem Geschöpf etwas zu verlangen wäre dann Unglaube (Schirk), wenn man dabei beabsichtigen würde, dass dieses Geschöpf etwas erschaffen, d. h. aus der Nichtexistenz in die Existenz hervorbringen würde, so wie Allâh erschafft, oder von einem Geschöpf die Vergebung der Sünden verlangen würde. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah Fâtir, Âyah 3:

﴿هَلْ مِنْ خَالِقٍ غَيْرُ اللَّهِ﴾

 

Die Bedeutung lautet: Es gibt keinen Schöpfer außer Allâh.

Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah ´Âli ^Imrân, Âyah 135:

﴿وَمَنْ يَغْفِرُ الذُّنُوبَ إِلَّا اللَّهُ﴾

 

Die Bedeutung lautet: Der Einzige, der die Sünden vergibt, ist Allâh.

Ist es nicht so, dass Djibrîl zu Maryam sinngemäß gesagt hat: „Um dir einen guten Jungen zu geben.“?1

Derjenige, Der Maryam diesen Jungen – ^Isâ (zu dt. Jesus) – in Wahrheit gab, ist Allâh, jedoch ließ Allâh den Engel Djibrîl die Ursache hierfür sein, sodass Djibrîl die Gabe auf sich bezogen hat.

Diejenigen, die „o Gesandter Gottes“ sagen, wissen, dass der Schöpfer der Hilfe und Unterstützung Allâh ist, jedoch ist der Gesandte Gottes eine Ursache hierfür.

Dadurch erkennt man, wie weit die Abweichung dieser Menschen ist, die die Muslime deswegen für ungläubig erklären, weil sie z. B. sagen: „o Gesandter Gottes, hilf mir.“ Sogar erlauben sie es die Muslime deswegen zu ermorden und zu berauben, um ihren Schaden und ihre Verderbtheit auf der Erde zu verbreiten.

Allâh ist Derjenige, Den wir um Hilfe dagegen bitten.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

 

 

Die zweite Ansprache:

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. AsSalâtu was-Salâmu für den Propheten Muhammad und für alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Und wisset, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, AsSalâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

Allâh, der Erhabene, sagt in Sûratu l-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ اللَّهَ وَمَلَائِكَتَهُ يُصَلُّونَ عَلَى النَّبِيِّ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا صَلُّوا عَلَيْهِ وَسَلِّمُوا تَسلِيمًا﴾

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ * يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ﴾

 

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf das ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi sSalâh! (Sag die Iqâmah auf)
 

 


1 Sûrah Maryam, Âyah 19.

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