Freitagsansprache vom 29.06.2012 Der Fünfzehnte des Monats Scha^bân

Der Fünfzehnte des Monats Scha^bân

 

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, der Einzige, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Derjenige, Der keine Gestalt, keine Form und keine Glieder hat. Derjenige, Der kein Körper ist und keine Maße hat. Derjenige, Der ohne Ort existiert. Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad, Diener und Gesandter Gottes ist. AsSalâtu und as-Salâmu für dich, o Gesandter von Allâh, und alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.

Brüder im Islam, der 15. des Monats Scha^bân nähert sich, möge Allâh uns diesen mit Segen und in Geborgenheit erleben lassen. Wir sollen gemeinsam an das denken und uns gegenseitig an das erinnern, was der Gesandte Gottes uns am 15. des Monats Scha^bân zu verrichten nahe gelegt hat, auf das Allâh gnädig zu uns ist, denn niemand von uns weiß, welche Tat von ihm akzeptiert wird und somit der Grund dafür ist, der Bestrafung am Tag des Jüngsten Gerichts zu entkommen.

Ibn Hibbân und Ibn Mâdjah überlieferten, dass der Gesandte Gottes sagte:

إذَا كانَتْ ليلَةُ النِّصْفِ مِنْ شعبانَ فَقُومُوا ليلَها وصُومُوا نَهارَها اﻫ

 

Die Bedeutung lautet: Wenn die fünfzehnte Nacht von Scha^bân eintrifft, dann verbringt sie mit Gebeten und fastet den darauffolgenden Tag.

Der Gesandte Gottes legte uns nahe, die 15. Nacht des Monats Scha^bân mit Gebeten zu verbringen und den 15. Tag von Scha^bân zu fasten. Die 15. Nacht ist die Nacht zum 15. Tag von Scha^bân. Der Gesandte Gottes legte uns nahe, diese Nacht mit Gebeten zu verbringen; dies ist empfohlen, wer will, verrichtet viele Gebete darin und wer will verrichtet weniger. Er legte uns auch nahe, in dieser Nacht Bittgebete aufzusagen, denn der Imâm al-Bayhaqiyy überlieferte, dass er sagte:

 

فإنَّ اللهَ تعالى يقولُ أَلا مِنْ مُسْتَغْفِرٍ فَأَغْفِرَ لَهُ أَلا مِنْ مُسْتَرْزِقٍ فَأَرْزُقَهُ أَلا مِنْ سائِلٍ فَأُعْطِيَهُ أَلا كَذَا أَلا كَذا حتّى يَطْلُعَ الفَجْر اﻫ

Die Bedeutung lautet: Allâhu Ta^âlâ sagt, wovon die Bedeutung lautet: Wer um Vergebung bittet, dem vergebe Ich; wer um Versorgung bittet, dem beschere Ich Versorgung, wer um etwas bittet, dem gebe Ich dieses; usw. usw. bis zum Aufkommen der Morgendämmerung.

Verehrte Brüder, es ist bekannt, dass das Sprechen Gottes ohne Laute, ohne Buchstaben, ohne Stimme und keine Sprache ist. Allâh ähnelt nichts und niemandem und er ist der Allhörende und Allsehende. Ein Bittgebet aufzusagen, ist etwas sehr gutes. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-Baqarah, Âyah 186:

﴿وَإِذَا سَأَلَكَ عِبَادِي عَنِّي فَإِنِّي قَرِيبٌ أُجِيبُ دَعْوَةَ الدَّاعِ إِذَا دَعَانِ فَلْيَسْتَجِيبُوا لِي وَلْيُؤْمِنُوا بِي لَعَلَّهُمْ يَرْشُدُونَ (186)﴾

 

Die Bedeutung lautet: Wenn dich Meine Diener über Mich fragen; Ich bin über sie allwissend und lasse die Bittgebete der Bittenden in Erfüllung gehen, so sollen sie dem Aufruf nachkommen und an Mich glauben.

Der Wortlaut فَإِنِّي قَرِيبٌ in der Âyah bedeutet nicht, dass Allâh entfernungsgemäß nah wäre, sondern dass Er über seine Geschöpfe allwissend ist, denn Allâh ist erhaben über Entfernung, also ist es verstandesgemäß unmöglich, dass Allâh mit Entfernung beschrieben wäre.

Brüder im Islam, wisset, dass das, was Allâh in Ewigkeit vorherbestimmte, dass es geschieht, auf jeden Fall geschehen wird; und was Allâh in Ewigkeit nicht vorherbestimmt hat, dass es geschieht, nicht geschehen wird. Es ist unmöglich, dass Allâh sich verändern würde, da die Veränderung zu den Eigenschaften der Geschöpfe gehört, somit verändert sich der Wille Gottes nicht; weder durch ein Bittgebet noch durch eine Spende.

Was aber den vom Imâm at-Tirmidhiyy überlieferten Hadîth betrifft لا يَرُدُّ القضاءَ إلّا الدُّعاءُ, so ist dieser auf die abhängige Vorherbestimmung (al-Qadâ´ al-Mu^allaq) bezogen. Es gibt die abhängige Vorherbestimmung (al-Qadâ´ al-Mu^allaq) und die festgelegte Vorherbestimmung (al-Qadâ´ al-Mahtûm). Die abhängige Vorherbestimmung ist wie z. B., dass auf den Seiten der Engel geschrieben steht: Jener Mensch wird von jener Plage heimgesucht werden und diese wird so lange andauern, es sei denn, er bittet darum, dass diese Plage aufgehoben wird, dann wird sie sofort – nach Aufsagen des Bittgebetes – aufgehoben, ansonsten bleibt sie so lange bestehen. Oder es steht z. B. geschrieben, dass jener Mensch, wenn er die verwandtschaftlichen Beziehungen aufrecht erhält oder gehorsam zu seinen Eltern ist, 100 Jahre alt wird oder jene Versorgung und Gesundheit erhält und dass, wenn er dies nicht tut, er nur 60 Jahre alt oder jene Versorgung oder Gesundheit nicht erhalten wird. Allâh weiß, welcher der beiden Fälle eintreten wird, Ihm ist nichts verborgen. Er hat in Ewigkeit das, was Er weiß, vorherbestimmt und Sein Wille verändert sich nicht. Das Erwähnte bedeutet nicht, dass die Vorherbestimmung Gottes – die Eigenschaft Gottes – von den Handlungen oder dem Bittgebet der Person abhängig wäre, denn Allâh weiß, was dieser Person widerfahren wird und weiß, ob sie ein Bittgebet aufsagen wird oder nicht. Daraus gilt auch zu verstehen, dass die Person, für die Allâh vorherbestimmt hat, als Nichtmuslim zu sterben, auf jeden Fall als Nichtmuslim sterben wird; und die Person, für die Allâh vorherbestimmt hat, auf dem Glauben zur sterben, auf jeden Fall gläubig sterben wird und dass sich dieses nicht verändert, weder durch ein Bittgebet noch durch eine Spende noch durch das Aufrechterhalten der verwandtschaftlichen Beziehungen.

Einige Menschen haben die Gewohnheit, in der 15. Nacht von Scha^bân zusammenzukommen, um ein Bittgebet aufzusagen, dem sie den Titel gegeben haben „das Bittgebet zum 15. Scha^bân“. Weder sagte der Gesandte Gottes noch einer seiner Gefährten dieses Bittgebet auf. Sie beginnen dieses Bittgebet mit dem Wortlaut „Yâ Man Yamunnu Wa Lâ Yumannu ^Alayh.“ Dieses Bittgebet beinhaltet Wortlaute, deren Anschein zur Annahme verleiten, dass sich der Wille und die Vorherbestimmung Gottes verändern würden. Wer die Glaubenslehre nicht lernt, könnte durch diese Worte den Glauben annehmen, dass Allâh Seinen Willen für denjenigen verändern würde, der dieses Bittgebet aufsagt. Den Glauben anzunehmen, dass der Wille Gottes sich verändern würde, führt aus dem Islam heraus. Im besagten Bittgebet sagen diese Menschen etwas, wovon einige Personen verstehen könnten: „O Allâh, wenn du für mich den Unglauben vorbestimmtest, so verändere deine Vorherbestimmung.“ Solch einen Glauben anzunehmen, widerspricht dem Islam, denn Allâh verändert Seinen Willen nicht, sogar sind alle Eigenschaften Gottes anfangslose und unvergängliche Eigenschaften, die sich nicht verändern. Wer aber darunter versteht: „O Allâh, wenn mein Zustand der Zustand der Nichtgläubigen und derer sein sollte, die in Sünden versunken sind, dann verändere meinen Zustand in den Zustand der Rechtschaffenen“, dann ist in dieser Auffassung kein Widerspruch zum Islam, denn wir alle bitten doch Allâh darum, uns im Zustand der Rechtschaffenen sterben zu lassen.

Aus diesem Grund und aufgrund der Gefahr, die darin steckt, wenn man dieses Bittgebet falsch versteht, lege ich euch nahe, andere Bittgebete aufzusagen, insbesondere die Bittgebete, die über den Gesandten Gottes bestätigt wurden, die viele sind und unter anderem im Buch Riyâd asSâlihîn überliefert wurden.

Brüder im Islam, fastet den 15. Tag des Monats Scha^bân. Ibn Hibbân überlieferte, dass der Gesandte Gottes sagte:

 

يَطَّلِعُ اللهُ إلى خلقِهِ في ليلَةِ النصفِ مِنْ شعبانَ فَيَغْفِرُ لِجَميعِ خَلْقِهِ إِلا لِمُشْرِكٍ أَوْ مُشَاحِنٍ

 

Die Bedeutung lautet: In der 15. Nacht von Scha^bân ist Allâh besonders gnädig zu seinen Geschöpfen, sodass Er allen seinen Dienern vergibt außer den Nichtgläubigen und denjenigen, in deren Herzen sich Streitigkeiten gegenüber den anderen Gläubigen befinden.

Das bedeutet, dass Allâh, in dieser Nacht, einigen Muslimen einige ihrer Sünden und einigen Muslimen alle ihre Sünden vergibt. Der Person, die nicht an Gott und nicht an die Gesandten glaubt, vergibt Allâh nicht, so auch der Person, in deren Herz sich Streitigkeiten gegenüber anderen Muslimen befindet, wie Feindschaft, Neid und Hass wegen einer weltlichen Angelegenheit.

Somit sollte sich jeder von uns bessern und derjenige, der Streit mit einem Muslim hat, dieser sollte ihn beilegen und vergeben und sein Herz davon befreien, bevor jene Nacht eintritt, auf das Allâh besonders gnädig zu uns ist und uns unsere Sünden vergibt.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

 

Die zweite Ansprache

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. AsSalâtu was-Salâmu für den Propheten Muhammad und für alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Brüder im Islam, das Fasten gehört zu den besten Taten, da der Diener Gottes dabei das Essen und Trinken wegen des Wohlgefallen Gottes unterlässt, jedoch sind zwei Angelegenheiten unbedingt notwendig, damit die Taten akzeptiert werden. Diese beiden Angelegenheiten sind die aufrichtige Absicht und das Ausführen der Tat gemäß der islamischen Gesetzgebung.

إنَّ اللهَ لا يَقْبَلُ مِنَ العمَلِ إِلا مَا كانَ خالِصًا للهِ وابْتُغِيَ بهِ وَجْهُهُ

 

Die Bedeutung lautet: Allâh akzeptiert nur die Taten, die aufrichtig und wegen seines Wohlgefallens, und um von Ihm dafür belohnt zu werden, verrichtet werden.

Des Weiteren sagte der Gesandte Gottes:

مَنْ عَمِلَ عَمَلًا ليسَ عليهِ أَمْرُنَا فَهُوَ رَدٌّ

 

Die Bedeutung lautet: Die Taten, die nicht entsprechend der islamischen Gesetzgebung ausgeführt werden, werden abgelehnt.

Es ist unbedingt notwendig, die aufrichtige Absicht zu fassen und die Tat gemäß der islamischen Gesetzgebung zu verrichten. Bevor man sich in etwas begibt, hat man zu lernen, was Allâh diesbezüglich erlaubt und verboten hat und wie man dieses gemäß der islamischen Gesetzgebung ausführt. Dazu gehört das empfohlene Fasten in der zweiten Hälfte des Monats Scha^bân, denn gemäß der Rechtsschule vom Imâm asch-Schâfi^iyy ist es verboten darin zu fasten, wenn die Person es nicht an das Fasten der ersten Hälfte anhängt. Der Gesandte Gottes sagte:

إذَا انْتَصَفَ شَعْبَانُ فَلا تَصومُوا

 

Die Bedeutung lautet: Fastet in der zweiten Hälfte von Scha^bân nicht das allgemeine empfohlene Fasten.

Wenn die Person den 15. Scha^bân fastet, dann darf sie auch die darauffolgenden Tage fasten, wenn sie sie direkt daran angehängt und aufeinanderfolgend fastet. Wenn sie danach aber einen Tag unterbricht, dann darf sie nicht mehr fasten bis zum Monat Ramadân, es sei denn zum Nachholen oder wegen einer Kaffârah, dann ist es für sie erlaubt, in der zweiten Hälfte von Scha^bân zu fasten. So auch wenn die Person es gewohnt ist, an bestimmten Tagen empfohlen zu fasten, wie wenn sie gewohnt ist, an jedem Montag oder jedem Donnerstag zu fasten, dann darf sie dieses in der zweiten Hälfte von Scha^bân fortsetzen, auch wenn es nicht an das Fasten des 15. angehängt ist.

Und wisset, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, AsSalâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

 

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ * يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ﴾

 

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf das ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi sSalâh! (Sag die Iqâmah auf)

 

Download

Send this to a friend